Skisprungschanze
Kennen Sie die erste Erfurter Sprungschanze?

Im Erfurter Wald gibt es mit unter Sachen zu entdecken, die selbst für alteingesessene Erfurter noch eine Neuigkeit sein dürften. Seit dem Wochenende werden Wanderer, die seitdem den Wanderweg Jena - Eisenach im Bereich Rohda - Möbisburg nutzten, diese Behauptung bestätigen. Denn tief unten im Tal steht mitten im Wald plötzlich ein Schaukasten, der eine Überraschung parat hält. Denn er beschreibt die kurze Geschichte der ersten (und letzten) Erfurter Sprungschanze. Deren Geschichte hat der Möbisburger Heimatforscher Helmut Panser recherchiert - und mit mühevollem Ämtergang öffentlich gemacht. Das Umweltamt musste befragt werden, das Sportamt, das Katasteramt und eine Grabegenehmigung für das Fundament des Schaukastens war notwendig. Jetzt sind alle Genehmigungen im Kasten und somit auch die Geschichte der 30-Meter-Sprungschanze.

Nachzulesen ist jetzt unter anderem, dass sich die Schanze über zwei Länder erstreckt. In Preußen wurde Gestartet und in Coburg/Gotha am anderen Ufer des Rhodaer Baches wieder gelandet. Gebettet war die Schanze auf festen Fundamenten, sie überquerte mittels einer Brücke den Wanderweg, beidseitig der Sprungplätze gab es Platz für das Publikum - nur noch Fragmente von all dem sind heute erhalten geblieben. Aber mit etwas Phantasie kann man sich noch vorstellen, wie es am Einweihungstag, am 6. Januar 1940, gewesen sein muss. Das Erfurter Stadtamt für Volks- und Jugendertüchtigung lud damals zum Eröffnungsspringen mit den besten Thüringer Springern ein, darunter auch der Deutsche Meister Hans Marr. Der Oberhofer schöpfte die Kapazität der Schanze gleich voll aus, sprang 29 Meter weit - ein Rekord, der bis in die 50er Jahre ungebrochen blieb. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg erlebte die Schanze nur wenige Höhepunkte. Ab 1942 wurden die Wettkämpfe total eingestellt. Auch deswegen, weil es kaum noch Ski gab, zwei Millionen Paar Ski wurden für den Russlandfeldzug requiriert.

Nicht nur die Schanze verfiel nach dem Krieg, auch deren König, der Rekordhalter Hans Marr kehrte nicht mehr aus dem Krieg zurück. Er starb am 21. März 1942 in Russland, lief mit den Ski auf eine Mine. Der einst beste Skispringer Thüringens liegt jetzt namenlos irgendwo in Russland vergraben, und vergessen. Für Helmut Panser ist dieser Umstand Grund genug, um die Schautafel auch dem Thüringer Sportler zu widmen. Erreicht hat er auch schon, dass im vergangenen Jahr in Oberhof erstmals um einen „Hans Marr Pokal" gesprungen wurde.

Ein Anliegen, das von Herzen kommt. Denn der Skisport wird bei den Pansers bereits über Generationen gepflegt. Seine Eltern waren einst in der „Erfurter Skizunft" organisiert, Gehlberg, Schneekopf und „Erfurter Hütte" waren die meistbesuchten Orte seiner Kindheit. Auch wenn er dorthin heute nur noch selten fährt, die Schanze in seinem Heimatort besucht er um so öfter. Und er hofft, dass dies bald auch viele Wanderer tun. Zumindest beim Thüringer Verlag „Grünes Herz" wird die Attraktion demnächst in den Wanderkarten zu finden sein.

Bilder:
Aufsprunghang Aufsprunghang Absprungtisch Absprungtisch


Hier noch einige Details:

Bau der 30 Meter Sprungschanze 1938 von Dipl. Ing. Herr Körner aus Erfurt. Die geplante Schanzenweihe am 8. Januar 1939 mit dem Skispringer Oskar Weisheit aus Oberschönau und Hans Marr aus Ober­hof musste wegen akuten Schneemangel ausfallen. Ergebnisse vom Eröffnungsspringen am 6. Januar 1940 vom Kreisfach­wart. Eröffnungssprung vom Deutschen Meister Hans Marr aus Oberhof mit 29 Meter.

Allgemeine Klasse:

1. Horst Krause aus Oberhof, Note 149,9 für 26 m und 25 m.
01. 01. 38  1 Platz beim Neujahrsspringen auf der Hindenburg -Schanze in Oberhof bei den Jungmannen. 02.01. 1938  1. Platz in Steinbach auf der Gustav Räther - Schanze bei den Jungmannen.
2. Erich Keller aus Heidersbach, Note 130,2 für 21 m und 24 m.  Thüringer Meister 1937
und 1939 gesprungen bei der Kombination. 1941 3. Platz bei der Kombination.
3. August Bauroth aus Oberschönau, Note 130 für 22 m und 23 m .
1940 5. Platz beim Sprunglauf in Steinbach.
4. Werner Kürschner aus Oberschönau, Note 122,7 für 22,5 m und 19 m.
5. Eugen Gramß aus Cursdorf, Note 110,5 für 29 m und 26 m.
1940 2. Platz beim Sprunglauf in Steinbach und teilgenommen bei den Deutschen Meisterschaften in Spindlermühle. Teilnehmer bei der Thüringer Landesmeisterschaft 1950.

Jungmannen:

1. Kurt Müller "Ali" aus Ernstthal, 17 Jahre, Note 144,3 für 24 m und 26 m .
2. Max Henkel aus Cursdorf, Note 128,1 für 22,5 m und 23 m. Er gehörte zur „ Thüringer Spitze“.
3.  Ferdinand Jäger aus Ernstthal, 12 Jahre, Note 118,2 für 19 m und 22 m.
4. Gerald Beyer aus Cursdorf, Note 112,8 für 21 m und 22 m. Teilnehmer an den Deutschen
Jugendmeisterschaften in Garmisch. 1950 Teilnehmer an der Thüringer Landesmeisterschaft.

Schiedsrichter:

Bereichsfachwart Herr Endter aus Stützerbach . Kreisfachwart Herr Göbel.

Sprecher:

Stadtinspektor Herr Hans Carl.

Gäste:

Oberbürgermeister Herr Kießling, Stadtrat Herr Dr. Mund,

Architekt Herr Ahrens und Dipl. Ing. Herr Körner.

Wer war Hans Marr:

Am 6. Januar 1940 wurde durch das Stadtamt für Volks - und Jugendertüchtigung die Sprungschanze im Rhodaer Grund eingeweiht.
Der Deutsche Meister Hans Marr, mit der Nummer 61 sprang 29 Meter auf der für 30 Meter Weite erbauten Schanze. Der Eröffnungsspringer Hans Marr wurde am 7. Oktober 1914 in Oberhof in Thüringen geboren. Er wohnte in Oberhof und war von Beruf Schuhmacher. Seine Freundin hatte den Vornamen Uschi. Der Vater war auch Schuhmacher. Sein Bruder hatte den Vornamen Günter.

Die Hindenburgschanze ( nach 1943 Thüringenschanze ) in Oberhof wurde 1928 eingeweiht. 1931 großer Sprunglauf bei 30 tausend Zuschauern. Mit 17 Jahren ist Hans Marr in Oberhof 51 Meter weit gesprungen. 1933 wurde er 1. Deutscher Meister der Jungmannen, Hans Marr sprang am Holmenkollen 48,5 m und 48 m. Bei den Landesmeisterschaften 1934 des Gaues 6 in Oberhof 1. Platz bei den Jungmannen. Deutsche Kampfspiele 1954 in Braunlage im Harz bei den Jungmannen 1. Platz. 1936 bei den Olympischen Winterspielen in Garmisch - Partenkirchen war Hans Marr bester Deutscher auf Platz 10 mit Weiten von 71,5 m und 69 m.

Ab 1937 war er bei den 3. Gebirgsjäger - Regiment 100 in Bad Reichenhall als Unteroffizier. Bei der Thüringer Meisterschaft 1930 in Oberhof belegte Hans Marr den 1. Platz.  Bei der Weltmeisterschaft 1930 in Lahti ist er 63 m weit gesprungen, Deutsche Meisterschaften 1939 in Oberhof 3. Platz hinter Sepp Bradl und Franz Haslberger.
Bester Deutscher am 5. März 1939 am Holmenkollen mit Weiten von 34,5 m und 39 m. Springen in Zakopane 1939 mit einer Weite von 75 Meter. 1940 Neujahrsspringen in Oberhof 2. Platz hinter dem Gehlberger Rudi Gehring,

Fronturlaub für die Teilnahme zum Skifliegen am 7. März 1941 in Planica. An dem Tag sprang Rudi Gehring aus Gehlberg mit 118 Meter Skiflug - Weltrekord.
1941 wurden für den Rußlandfeldzug 2 Millionen Paar Ski in Deutschland requiriert. Hans Marr ist als Unteroffizier Truppenteil 2 Kompanie Jagdkommando 1 am 21. März 1942 bei Wysokoje in Rußland gefallen. Seine Grablage ist in der Ortsmitte Schtschituny ( Schtschibuny ). 1942 bis 1946 gab es in Deutschland keine Wettkämpfe mehr.

Die 23. Kontrollratsdirektive der Sowjetischen Militär -Administration vom 17. Dezember 1945 untersagte die sportlichen und athletischen Organisationen und forderte ihre Auflösung bis zum 1. Januar 1946.

Und der MDR hat auch schon darüber berichtet:

Wir waren an der 1. Erfurter Sprungschanze von 1938! Zum 66. Jahrestag der Schanzenweihe am 06.01.2006 haben wir, MDR1 Radio Thüringen , von 915 bis 920 eine Radio Reportage Willi Wild gemacht . Willi Wild und das Wettermobil vom MDR Fernsehen Thüringen Journal brachten von 925 bis 930 den Wetterbericht von der 1. Erfurter Sprungschanze.

An dieser Stelle möchte ich mich, bei Herrn Helmut Panser, Ernst Schneller Str. in Erfurt, der mir die Unterlagen zur Verfügung gestellt hat, recht Herzlich bedanken.

Herr PanserHerr Panser am Aufsteller im Rhodaer Grund

Genieß Deine Vesper in der Pause und nimm die Reste mit nach Hause!

Lass Tier und Pflanze stets in Ruh', sie sind Geschöpfe so wie Du!


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