Heute möchte ich einmal,
ein beliebtes Ausflugsziel bekannt machen, die Grundmühle im Orphaler Grund. Dieses
Naherholungsgebiet liegt nordwestlich von Erfurt und ist am besten von Tiefthal aus zu erreichen.
Man kann Tiefthal mit dem Bus, (Bus - Linie 15, Haltestelle "Tiefthal") erreichen, oder mit dem
Fahrzeug. Wer mit dem PKW kommt muss durch den Ort bis zum ende fahren, dort ist ein Parkplatz
eingerichtet. Von hier aus muss man zu Fuß gehen, eine Anfahrt mit dem PKW ist nicht möglich.
So, und nun beginnen wir den Fußmarsch, er zieht sich etwa 2,5 Km und über 8 Brücken (Stege) durch
den schönen Orphaler Grund, immer am Weißbach entlang. Bevor wir aber weiter wandern, erst etwas
Geschichtliches zum Orphaler Grund.
Der Orphaler Grund liegt im Bereich der östlichen
Ausläufer der Fahnerschen Höhe. Das meist relativ steil in die Gesteinsschichten des oberen
Muschelkalkes eingeschnittene Bachtal mit Seitentälchen verläuft in West-Ost-Richtung. Durch den
früheren Kalksteinabbau an beiden Talflanken entstand ein stark gegliedertes Relief. Neben dem
Bachsystem des Weißbachtales sowie des Großen und Kleinen Orphaler Grundes gehören die umliegenden
Hangbereiche mit Grünland verschiedenster Ausprägung, ausgedehnte Streuobstwiesen und Waldflächen
zum NSG, welches eine Fläche von 180 ha aufweist. Das Bachsystem ist zum größten Teil verkarstet,
und der Weißbach führt nur im untersten Teil ganzjährig Wasser. Aber nun Wandern wir erstmal
weiter. Nach ca. 800Metern und 3 Brücken erreichen wir die Picknickwiese. Hier stehen einige
Bänke und laden zur ersten Rast ein, falls man schon Müde geworden ist, oder lässt seine Kinder
mal so richtig herumtollen. Zur Rast laden uns aber noch viele Sitzgelegenheiten ein. Am Ende des
Picknickplatzes führt uns eine Treppe bergab und wir laufen am Bach, falls Wasser im Bachlauf ist,
Stromauf. Nun Überschreiten wir die Neu gebaute Brücke, im Jahre 2001 von ABM-Kräften errichtet und
zu gleich mit 12 Metern die längste von den 8 Brücken. Nach einer Wegstrecke von ca. 1,5 Km und
der 6 Brücke kommen wir zur Kreuzung nach Schaderode. Wir setzen aber unseren Wanderweg Richtung
Grundmühle fort, überqueren die Streuobstwiese, Überqueren zum vorletzten Mal den Weißbach und
Wandern am Waldrand entlang bis zur Furt. Wenn der Weißbach Wasser führt müssen wir aber über die
8. und letzte Brücke laufen. Nun sind es nur noch 200Meter und die herrliche Waldgastätte,
„ Die Grundmühle“ ist erreicht. Hier machen wir eine ausgiebige Rast. Wenn man das Glück hat, und
der "Altmüller" ist da, oder aber auch der junge Herr Eichhorn so kann man etwas über die
Geschichte der Mühle und des ehemaligen Klosters erfahren. An kühlen Tagen und bei Regen kann man
es sich auch in der Gaststätte, am Kamin, richtig gemütlich machen. Hier hat uns der Herr Eichhorn
auch die Geschichte der Grundmühle erzählt.
Der Kamin in der Gaststube
Welche ich Ihnen nun mal
erzählen möchte.
1794 wurde die Grundmühle durch einen gewissen Michael Ernst Neukamm gebaut. Die Baukosten der
Grundmühle sind nicht bekannt. Die Mühleneinrichtung bestand aus einem Mahlgang, einem Schrotgang und einer Ölmühle.
Nach dem Tod des Michael Neukamm ging die Mühle an dessen Sohn über.
1805 wurde die Mühle an einen gewissen Hesse verkauft,
1808 wurde sie an einen Andreas Droschler aus Berka, der von Beruf Färber war verkauft.
1811 verkauf an den Besitzer der Obermühle Martin Dünkel für die Kaufsumme von 1100 Thalern.
1818 wurde die Mühle wiederum verkauft an einen Töttelstäder namens Christoph Göbel.
1826 brannte die Mühle ab, wurde aber von Göbel wieder aufgebaut. Auf der Mühle lagen
viele Schulden. Das Kapital stammte von Mathias Kritzmüller aus Gotha.
1832 brannte die Mühle wieder. Diesmal war es aber nur das oberste Stockwerk, welches
niederbrannte und auch wieder aufgebaut wurde. Göbel wurde in Untersuchungshaft
genommen, worin er auch gestorben ist.
1836 wurde dann die Mühle an die Gebrüder Friedrich Ernst - und Ernst Wilhelm Schlöffel
für 575 Thaler verkauft. Die Käufer beabsichtigen nur für ihren eigenen Bedarf zu
arbeiten.
1843 wurde die Mühle wieder an einen gewissen Karl Bergmann aus Dachwig für 700 Taler
verkauft.
1851 verkauf der Mühle an Baumgard aus Grossfahner für 1100 Thaler.
1858 wird krankheitshalber die Mühle wieder für 1700 Thaler an einen gewissen Vater aus
Burgtonna verkauft.
1861 Verkauft Vater die Mühle seinem Schwiegersohn Christoph Sänger. Da Sänger die
Müllerei tüchtig betreiben wollte kaufte er noch in Witterda eine Windmühle.
Dieselbe setzte er neben die ehemalige Orphalkirche dicht über die Wassermühle.
1863 Verkauf der Windmühle nach Tüttleben, und der Grundmühle an Andreas Schuchardt
1872 bekommt der Schwiegersohn von Andreas Schuchardt die Mühle
1883 wurde Theodor Kästner Besitzer der Grundmühle. Er vererbte sie seinem Sohn Otto
Kästner, welcher die Müllerei bis 1924 betrieben hat.
Da das oberschlächtige Wasserrad, welches einen Durchmesser von fast 9 Mertern
hatte, völlig zusammengebrochen war, wurde
1927 anstelle eines Wasserrades eine
Oßberger- Wasserturbine eingebaut. Sie diente vorwiegend zum Antrieb einer
Schrotmühle für den Eigenbedarf, denn zur Mühle gehörte noch eine Landwirtschaft.
1931 wurde die Erlaubnis zum Betreiben einer Gaststätte erteilt. Kästners Schwiegersohn,
Ernst Günther, führte dann die Gaststätte nebst Landwirtschaft weiter.
1956 wurde aus Altersgründen der Gaststättenbetrieb eingestellt.
Die LPG Töttelstädt erwarb die Grundmühle.
1991 erwarb der jetzige „ Grundmüller“ Matthias Eichhorn die Mühle wieder, und richtete eine
Gastwirtschaft ein.
Die alte Grundmühle ist heute ein rustikales Gasthaus, gehörte früher zum Kloster Orphal am Berg,
das sich im 13. Jahrhundert ganz in der Nähe befand. Dieses Kloster ist aber irgendwann zerstört
und abgebrannt. Ein Bild vom mysteriösen Kloster Orphal hängt noch im Gastraum. Gemalt hat es ein
Erfurter Lebemann namens Carolus. Der zechte des Öfteren in der alten Mühle und wollte den
Wirtsleuten einen Gefallen tun. Denn weil niemand wußte, wie das Kloster ausgesehen hatte, ließ
sich Carolus hypnotisieren. Nach seinen Beschreibungen wurden Ausgrabungen vorgenommen und
tatsächlich Mauerreste und Skelette gefunden. Die Seelen der ehemaligen Klosterbewohner sollen noch
immer im Orphalgrund wandeln. Auch der Wirt der Grundmühle, Mathias Eichhorn, hat es hier schon
spuken gehört und gesehen.
Anläßlich des 200 jährigen bestehen der Grundmühle, 1994 , hat der Ortschronist Horst Kallenberg
folgendes Gedicht geschrieben.
Die Grundmühle
Die Mühle im Grunde vom Weißbachtal,
sie zählt ihre Jahre, schon 200 mal.
Kann viel berichten aus alten Tagen,
hat Schönes erlebt, auch Weh und Klagen.
Ward Korn hier gemahlen, so mancher Malter,
für Knechte, für Bauern und Gutsverwalter.
Es zogen vorbei hier Freund und Feind,
hat öfter schon Wanderer und Sänger vereint.
So soll es nun bleiben für ewige Zeit,
das Stückchen Heimat, das uns alle erfreut.
Gemälde vom Kloster in der Gaststube
Info-Tafel auf dem Gelände des Klosters
Steil über der Grundmühle wölbt sich ein Flurstück, das die Töttelstädter Flurkarte als
"Orphaler Kirche" bezeichnet. Auf ihm erhob sich einst, wie der Erfurter erzbischöfliche Provisor
Hermann von Bybera und der Erfurter Benediktiner Nikolaus von Siegen bezeugen, Kloster Orphal nebst
Kirche.
Ob die Niederlassung eine Gründung der Hasunger Benediktiner, vielleicht zur Wahrung ihres dortigen
größeren Besitzes war, ist nicht bekannt. Wir wissen nur, daß sie in der 1. Hälfte des
14. Jahrhunderts vorhanden war. Nach dem Untergang des Dorfes Orphal, der den Wegfall aller
rechtlichen Einkünfte und Bezüge der Kapelle zur Folge hatte, so daß, der sie versorgende Priester
die Stelle aufgeben mußte, übertrug der Mainzer Erzbischof sein Patronatsrecht an das
Erfurter Peterkloster.
Der neue Schutzherr, der sich selbst in wirtschaftlichen Nöten befand, konnte zunächst den weiteren
Verfall des Gotteshauses nicht aufhalten. Dafür war der im Kloster zu Orphal stationierte Bruder um
so eifriger. Er nährte das Gerücht, daß die in der Erde ruhenden Heiligen nebst ihren Reliquien
gehoben zu werden wünschten. Er verbreitete, daß zuweilen in den Nächten er mehrere Lichter oder
angezündete Kerzen sähe, daß am Bonifatiustage ein mit heiligen Gewändern angetaner Priester,
Weihwasser sprengend, am hellichten Tage die Klosterstätte umwandle und ähnliches mehr.
Die Spekulation des geschäftsklugen Mönches auf die Wundersucht und Leichtgläubigkeit der Umwohner
trug reiche Frucht. An Sonn- und Feiertagen füllten Hunderte von Gläubigen die Kirche zu Orphal.
Dieser Zusammenlauf des Volkes gab den Anstoß zu ihrer Erneuerung. 1479 wurde die "St. Georgskirche
in Urfait, hinter Aillich (Alach) gelegen", nebst "allen bereits so gut wie verödeten Gebäuden"
wiederhergestellt, geweiht und mit einem Ablass von 40 Tagen für wohlgeneigte Besucher bedacht.
Dieser von Weihbischof Johannes gestiftete Ablass und ein Altar der einen reichen Reliquienschatz
aufweist, sollten den guten Ruf Orpahls als Walfahrtsort erhöhen.
Aber bald läutete für Kloster und Kirche das Sterbeglöcklein. Wenn sie nicht schon in den ersten
10 Jahren des 16. Jahrhunderts untergingen, so wurden sie durch den die Klöster entvölkernden Sturm
der Reformation hinweggefegt. 1529 berichteten nämlich die Grafen von Gleichen und Herren zu Tonna:
"Die Kirche Orphal in unserer Obrigkeit gelegen, ist verwüstet." Einige spärliche Mauerreste sind
heute die letzten Zeugen von Kloster und Kirchlein Orphal.
Soviel nun zur Sage, Dichtung und Wahrheit.
Die Rückwanderung müssen Sie aber nun allein machen, deshalb wünsche ich ein " Gut Wandern",
und schauen Sie bei Gelegenheit wieder mal auf meine Homepage.
Genieß Deine Vesper in der Pause und nimm die Reste mit nach Hause!
Lass Tier und Pflanze stets in Ruh', sie sind Geschöpfe so wie Du!