Zum Namen "Urbich" gibt es zwei Deutungen:
- abgeleitet vom Namen des Schutzpatrons Sankt Ulrich
(Veränderung zu „Urbich" durch schlechte Sprach- und Schreibweisen) - abgeleitet von Urbach, dem durchfließenden Gewässer (so auch WEISSER: Bachname auf Siedlung übertragen; ur- = Auerochse)
1257 erste urkundliche Erwähnung
Im Urkundenbuch bereits frühere Erwähnungen:
1211-1219 als Zeuge genannt ein „Reinbote de Urbeche"
1256 als Zeuge genannt ein „Maroldus de Urbeche"
1257 Ritter Helwig, gen. von Suveld und Sohn überträgt alle Rechte an einer Hufe und sechs Acker samt einem Hof in Urbich (Urbeche) an das Maria Magdalenenkloster in Erfurt (Urkundenbuch der Erfurter Stifter und Klöster, Teil 1)
1248 Frau Kunigunde von Urbiche /Katharina von Urbache/, genannt die Wölfin, schenkt ihr Gut /ihren Hof/ dem Kloster Marien Magdalenae zu Erfurt
1304 wurde dieses Gebiet vom Grafen Heinrich dem Jüngeren von Gleichen an Dietrich von Sachsen und dessen Geschwisterkinder überschrieben.
1339 kauft der Rat der Stadt Erfurt die Hälfte der Gerichte von Dietrich von Sachsen,
1343 die andere Hälfte.
12. Jh. Kirche St. Ulrich gebaut: romanische Anlage (Umbauten 1721 und 1783); mächtiger Westturm, urspr. als Kirchenschiff errichtet; Reihenaltar mit Mondsichelmadonna in der Mitte, flankiert von Katharina und einer weiblichen Heiligen mit Drachen und Buch, wahrscheinlich Erfurter Werkstatt (heute im Angermuseum). Urbich ist seit alters her mit Büßleben verbunden / Vogtei Büßleben.
1879 Filialdorf von Büßleben,
1952 verwaltungsmäßig Büßleben zugeordnet
Bis 1706 war das Erfurter Gebiet in Vogteien eingeteilt, dann wurden 9 Ämter gebildet, u.a. das Stadtamt mit 5 Küchendörfern und weiteren Dörfern, u.a. Büßleben und Urbich.
Bevölkerungsentwicklung:
1534 gab es 21 Steuerpflichtige,
1563 24 Steuerpflichtige,
1587 38 Steuerpflichtige;
1783 hatte Urbich 72 Einwohner,
1855- 1875 zwischen 100 und 108 Einwohner.
1587 gab es in Urbich 29 Bauernstellen bis 16 Acker, 1 B. bis zu 32 Acker, 9 B. bis zu 128 Acker und 1B. über 128 Acker (Zum Vergleich: Büßleben 84 - 15 - 18 - 2).
1876 - 1944 Schulchronik (vom Lehrer geführt / einklassige Landschule)
1945 - 1947 Schüler-Eintragungen
1958 Zentralschule (1. - 8. Klasse),
1959 9. Klasse.
Zur Geschichte unseres Ortes
Urbich gehörte zur Grafschaft Vieselbach, die dem Grafen von Gleichen unterstand. Als die Grafen durch die ewigen
Fehden (Grafenkrieg) in Geldnot gerieten, benutzte Erfurt die Gelegenheit und kaufte die Grafschaft Vieselbach mit 19 Dörfern, u.a. auch Urbich, dem Grafen von Gleichen ab. Das war im Jahre 1343. Schlacht bei Urbich?
1375 Belagerung Erfurts durch Landgrafen u. Kaiser Karl IV. Reichsacht. Umgebung schrecklich verwüstet.
Die meisten Nachrichten (Kirchenbücher) stammen aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Dieser brachte auch über Urbich
großes Unglück. Von 42 Häusern vor dem Kriege blieben nur 30 übrig. (Erfurt kaum 10 000 Einwohner)
Ebenso viel Schaden richteten die Streitigkeiten zwischen Sachsen und Kurmainz an, die um den Besitz Erfurts und der
umliegenden Ortschaften entbrannt waren. Erst seit dem Jahre
1864 kam die Gegend wieder zur Ruhe, nachdem der Erzbischof Johann Philipp (von Schönborn) von Mainz als
Vollstrecker der Reichsacht, die über Erfurt verhängt war, dieses mit 15 000 Mann einnahm.
1664 kam auch Urbich zu Kurmainz „unter dessen Krummstabe ihm eine sehr milde Regierung zu Teil ward",
(Kirchenchronik)
Aus den folgenden Jahren ist nichts Außerordentliches zu erwähnen. Nach einem Verzeichnis aus dem Jahre
1701 zählt Urbich 43 Einwohner.
1757 war Friedrich der Große in unserer Gegend. Am 13. Sept. 1757 vertrieb er die Reichstruppen und Franzose
ausErfurt und nahm sein Hauptquartier in Dittelstedt. Dort wohnte er bei dem Lehrer .
(Besuch des Statthalters/Franz Anselm/v. Warsberg).
1763 Friede zu Hubertusburg. Über die Folgen dieses Krieges für Urbich schreibt eine Urkunde aus dem Jahre
1783 (Große Kirchenreparatur) „Es würde noch ein mehreres bey diesem Bau angewendet worden seyn, wenn die
Gemeinde etwas hätte können beyschießen; aber das war ohnmöglich, indem sie noch viele Schulden hat, die durch den Krieg von 1756 bis 1763 zwischen Oesterreich und Preußen sind veranlaßet worden. Vor jetzo genießet ganz Deutschland Ruhe und Frieden und nirgends höret man in unserem Vaterland klagen über Seuchen und Theurung."
1802 kam auch Urbich an Preußen.
1806 - 1813 war es wieder in französischen Händen. Die Kirchenchronik schreibt darüber: „In dieser Zeit wurden die Untertanen durch fast unerschwingliche Contributionen und Requisitionen an Naturalien, Einquartierung und dgl. Sehr mitgenommen und in Schulden gestürzt."
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde das ganze Erfurter Gebiet von den fliehenden Franzosen überflutet und noch schwer heimgesucht. Die Franzosen schleppten auch das „faulige Fieber' (Fleckfieber) ein, das bis in das Jahr
1814 wütete und auch in Urbich 6 Menschenleben als Opfer forderte. Wegen Mangels an Feuerung wurden von den in Urbich kampierenden Soldaten mehrere Häuser eingerissen: das Hirtenhaus, das Hettstaedtsche, Wachtelsche u.a.m. Von den in Urbich ausgehobenen Kriegern fielen in den Freiheitskriegen Johann Michael Hildebrand u. Christian Hildebrand. Im September
1815 kamen 20 ehemals Erfurth. Ortschaften an Weimar. Büßleben u. Urbich blieben preußisch, und so wurde auch in Urbich das Erbhuldigungsfest begangen, anfang
1816 das Friedensfest.
1817 wird aus Kollectengeldern die Schule Urbich No. 12 erbaut.
1818 baut Karl König, Gastwirt in Büßleben, die Schenke in ihrer jetzigen Gestalt.
1819 baut die Gemeinde ein Brauhaus.
1829 Ungeheure Mengen Baumweißlinge: „Wenn sie des Tags über flogen, nahm es sich von einem hohen Standpunkt aus, als wenn es schneite und wenn sie sich Abends u. Morgens an die Bäume gesetzt hatten, schien es als blühten die Bäume." (Prämien f. Einsammeln)
1830 Windhose über Urbich. Es wurden „Dächer abgedeckt und viel anderer großer Schade angerichtet." Die große Linde auf dem Friedhof wurde mehrerer großer Äste beraubt. Über 100 Stck. der schönsten Kirschbäume wurden entwurzelt, Getreideschober turmhoch in die Luft gewirbelt.
Ähnlich war es 1831.
1832 Große Dürre „fast kein Regen den ganzen Sommer hindurch, die Brunnen versiegten, Irrbach ganz ausgetrocknet." Ähnlich so 1835. Dagegen wird von
1839 berichtet, daß solche Wolkenbrüche herunterkamen, daß der Irrbach nicht ohne Lebensgefahr zu passieren war. (Von der asiatischen Cholera -
1832 - blieb Urbich verschont.)
Die Kirche
Die in Urbich stehende St-Ulrici-Kirche, deren Patronat in früherer Zeit dem Kloster zu Berka an der Ilm zustand, ist ebenfalls eine Gründung aus romanischer Zeit. Leider gibt es aus den Anfängen der Kirche keine Nachrichten. In den folgenden Jahrhunderten hat sie immer wieder Veränderungen und starke Umbauten erfahren. So finden sich Reste einer gotischen Farbfassung im ganzen Kirchenraum.
Auf dem Tabernakel (Behältnis für die geweihten Hostien) können wir die Jahreszahl 1444 lesen. Im Angermuseum befindet sich als Dauerleihgabe ein kleiner gotischer Flügelaltar, der am Ende des 15. Jahrhunderts für die Urbicher Kirche gefertigt wurde.
Bei der Öffnung des Turmknopfes 1925, fand sich ein Dokument, aus dem hervorgeht, dass mit dem Jahre 1783 umfangreiche Umbauarbeiten abgeschlossen werden konnten. So sind die beiden Emporen errichtet worden und auf der Südseite des Turmes (in dem die Gemeinde zum Gottesdienst sitzt) wurden die großen Fenster eingebaut. Auch ist die Eckquaderung am Kirchturm erneuert worden. Im Altarraum ist ein barocker Kanzelaltar errichtet worden, an dem bei Untersuchungen im Jahre 2001 am Kanzelkorb mehrere Tafelbilder freigelegt werden konnten. Die vom Anfang des 19. Jahrhunderts stammende Raumfassung wird gerade restauriert, so dass die Kirche in wenigen Jahren, dank des großen Engagements der Einwohner von Urbich, wieder einen festlichen Raumeindruck bieten wird.
Von den einstmals zwei Glocken ist nur noch die ältere und größere vorhanden. Sie ist 1757 von N. J. Sortier in Erfurt mit dem Material ihrer Vorgängerglocke gegossen worden. Sie hat eine Weite von 0,96 m und wiegt 1149 Pfund. Die kleinere Glocke mit einer Weite von 0,76 m, die 1863 von der Firma Ulrich in Apolda gegossen wurde, mußte bereits im Ersten Weltkrieg, im Sommer 1917, nebst einiger Orgelpfeifen wieder abgeliefert werden. 1929 wurde es durch eine Spende möglich, diese Glocke zu ersetzen. Leider ereilte sie das gleiche Schicksal. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie wiederum für Kriegszwecke eingeschmolzen und konnte bis heute nicht ersetzt werden.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Dr. Schreiber, der die Chronik von Urbich führt, bedanken
Bilder von Urbich |